Nachhaltigkeit als Daueraufgabe

Lollapalooza Berlin 2023 - Olympia Stadion

Bilanzierung von Treibhausgasemissionen

Seit Ende 2023 steht allen kulturellen Institutionen in Deutschland ein Klimarechner zur Verfügung. Der excelbasierte CO²-Kulturrechner zur Bilanzierung von Treibhausgasemissionen von Kultureinrichtungen entstand auf Grundlage des Ergebnispapiers der Expertengruppe CO²-Bilanzierung in Kultureinrichtungen. Die Ergebnisse, des im April 2023 publizierten Grundlagenpapiers, wurden von der gemeinnützigen Gesellschaft zur Förderung des Klimaschutzes KlimAktiv aus Tübingen und THEMA1 aus Berlin in einen Klimarechner umgesetzt. Das Projekt im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien basiert auf dem Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol). Der Klimarechner erlaubt mit dem verpflichtenden Teil, der so genannten KlimaBilanzKultur, einen niederschwelligen Einstieg in die Klimabilanzierung. Dabei orientiert sich der Rechner im Wesentlichen auf Scope 1 (direkte Emissionen) und 2 (energiebezogene indirekte Emissionen) und nur bei Geschäftsreisen, vorgelagerten Transporten und Verteilungen, eingekauften Waren und Dienstleistungen sowie Pendeln der Mitarbeitenden auf Scope 3 (andere indirekte Emissionen).

Der Klimarechner bildet eine willkommene Möglichkeit zur Standardisierung zur Messung von Treibhausgasemissionen in Spielstätten dar. Bislang haben hier die Häuser mit sehr unterschiedlichen Werkzeugen hantiert und ein Austausch erfolgt über persönlichen Erfahrungsaustausch bei Veranstaltungen oder informellen Zusammentreffen.

Veranstaltungen sind mehr als nur ein Fußabdruck

Veranstaltungen sind mehr als nur ihr Fußabdruck. Veranstaltungen haben ökonomische Relevanz und soziale Bedeutung. Nachhaltigkeit auf die Treibhausgasemission zu reduzieren lässt die ökonomischen und die sozialen Aspekte außer Acht.

Die DIN ISO 20121 stellt einige Anforderungen an ein integriertes Nachhaltigkeitsmanagementsystem wie die Definition von Leitlinien durch Geschäftsführung, die Mitwirkung interessierter Kreise, die Beschreibung von Handlungsfelder, die Festlegung von Maßnahmen und Orientierung an einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Was als Umweltaktivität bestimmt wird, muss auch geplant, innerhalb eines Zeitraumes umgesetzt, die Wirksamkeit überprüft und nachfolgend verbessert werden. Die Überprüfung erfolgt immer nach dem Vier-Augen-Prinzip, zunächst intern (Interner Audit) und dann extern (Audit). Die Implementierung eines Nachhaltigkeitsmanagementsystems verlangt Ausdauer und Akzeptanz unternehmensweit.

Beim Lollapalooza Berlin beispielsweise werden mehr Hundert einzelne Maßnahmen erfasst und dokumentiert. Das reicht von ökologischen Themen wie die Reduktion fossiler Brennstoffe in der Produktionslogistik, über ökonomische Maßnahmen wie die Einbindung aller Lieferanten in eine Umweltstrategie bis zu sozialen Themen wie die kostenlose Abgabe von Trinkwasser an mehreren Stationen. mediapool, eine Veranstaltungsagentur in Berlin mit aktuell mehr als vierzig Beschäftigten, ist nun im dritten Jahr nach der DIN ISO 20121 zertifiziert. Hier sind Anpassungen an ein sich veränderndes Projektportfolio und den Kundenwünschen notwendig. Die in den letzten Jahren entwickelten Checklisten müssen kontinuierlich überarbeitet werden. Die Prozessbeschreibungen sind zu aktualisieren. Nicht zuletzt fließen Anforderungen der Kunden mit eigenen Bilanzierungsrichtlinien ein.

Nachhaltigkeit ist ein Dauerlauf. 2021 ist die Oper Leipzig gestartet, um als erstes Opernhaus nach DIN ISO 20121 zertifiziert zu werden. Auch hier sind mehr als Hundert Maßnahmen von Beschäftigten aller Bereiche, Intendanz und Verwaltung identifiziert und gewichtet in einen Maßnahmenplan eingeflossen. In diesem Jahr wird die Zertifizierung angestrebt. Dann soll durch eine Zertifizierungsstelle überprüft werden, ob das Nachhaltigkeitsmanagementsystem der Oper Leipzig DIN-konform ist, nachvollziehbar dokumentiert und nachweisbar umgesetzt wurde.

 

Mehr dazu im Beitrag Nachhaltigkeit als Daueraufgabe von Thomas Sakschewski aktuellen Heft der Bühnentechnischen Rundschau (01/24)

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